
Die Berufswahl fäng bereits während der Schulzeit an. Welcher Bereich ist der Richtige? Welches Unternehmen passt? Aber auch Fragen wie, was benötigt man für die Ausbildung und was erwartet mich nach der Schule, werden in der Berufswahl-AG geklärt.
Nach dem ersten Jahr der Berufswahl-AG an allen vier weiterführenden Schulen der Stadt Bad Oeynhausen ziehen die Akteure die positive Bilanz: Berufseinblicke konnten vertieft und das Selbstvertrauen der Schüler:innen in die Entscheidung nach der Schulzeit erhöht werden. In einem Schuljahr wurden 71 Einblicke in Unternehmen mit 214 Schulstunden „Berufswahl-Unterricht“ durchgeführt. Das Projekt wurde im Sommer 2023 gemeinsam von der.Hive-Zukunftswerkstatt und der Stadt Bad Oeynhausen in Kooperation mit der VHS Minden-Bad Oeynhausen und der Agentur für Arbeit Herford ins Leben gerufen. Letztere stellten gemeinsam mit dem Business Club Bad Oeynhausen einen großen Anteil der Finanzierung.
Bei der Berufswahl-AG geht es um Kenntnisse, welchen jungen Menschen beim eigenständigen Leben nützlich sind, wie Finanzwissen, steuerliche Einblicke und Gehaltsberechnung, sowie Einblicke in verschiedenen Berufsbilder. Diese werden vor Ort an den Schulen im Unterricht von Unternehmen selbst gegeben, welche Auszubildende mitbringen und Berufswege erklären.
Hierdurch wird direkter Kontakt ermöglicht, der falsche Glaubenssätze über Berufsbilder ausräumen und den Raum für Nachfragen eröffnen soll,“ erklärt Sonja O´Reilly von der.Hive-Zukunftswerkstatt, Initiatorin des Projektes. Besonders erfreut zeigt sie sich über das Zusammenwirken von Wirtschaft, Stadtverwaltung und Sponsoren, welche gemeinschaftlich die Initiative auf die Beine stellten. „Das ist nur in gemeinschaftlichem Zusammenwirken möglich. Ich freue mich, dass dieses mit allen Akteuren zusammen gelungen ist.“
Die Inhalte der Unterrichtsbesuche reichten von Bau und Handwerk, über Soziales, Erziehung und Pflege, bis hin zu Verwaltungsberufen. Dabei wurden auch Berufsbilder, wie Getränkeunternehmer, Feuerwehr, Notfallsanitäter, Polizei, Gericht, Labor, Pilot, Professor für Medien, uvm. berücksichtigt, die teils explizit auf Wunsch der Schüler angefragt wurden. „Wir orientieren uns an der jeweiligen Schule auch an den Interessen der Schüler. Das gute Feedback in der Auswertung hat uns bestätigt, dass wir mit diesen Einblicken einen deutlichen Unterschied für Orientierung und Selbstbewusstsein machen,“ ergänzt Grit Fiefstück, der.Hive-Zukunftswerkstatt, die federführend das Projekt in den Schulen umsetzte.
Ausgewertet wurden die Berufswahl-Stunden in über 1072 Feedbackbögen von 229 Schülern, welche für die Fragen Schulnoten vergeben und in Freitextantworten ihre Eindrücke schildern. Gleichermaßen werden Rückmeldungen von Schulleitungen, Lehrkräften und Unternehmen eingeholt. Auch wird jeder Kurs als Ganzes von den Schülern bewertet, um den Eindruck vorher und nachher festzuhalten. Hier konnten klare Verbesserungen in den Bereichen Passgenauigkeit eines Berufes, berufliche Möglichkeiten und Ausbildungsplatzsuche erreicht werden. Dieses Feedback wurde auch mit den Unternehmen und Unterrichtsgästen geteilt.
Auch der Teamleiter Berufsberatung der Agentur für Arbeit Herford Daniel Salow bewertet das zusätzliche Angebot für junge Menschen als wichtig: „Die Berufswahl-AG ist ein Angebot der vertieften Berufsorientierung. Diese nutzen wir, um das vielfältige Angebot der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit sinnvoll zu ergänzen“, erläutert Daniel Salow, Teamleiter Berufsberatung der
Agentur für Arbeit Herford und fügt hinzu: „Mit derartigen Projekten können wir Schülerinnen und Schülern einen Einblick in den Berufsalltag ermöglichen. Bei über 350 Ausbildungsberufen sind praktische Erfahrungen für eine informierte Berufswahl entscheidend.“
Frank Mauritz, Geschäftsführer VHS Minden-Bad Oeynhausen, beschreibt des Weiteren die Situation als unübersichtlich, da viele spezialisierte Fachrichtungen entstanden wären. Jungen Menschen würde es oft an der Befähigung fehlen, ihre Fähigkeiten und ein passendes Berufsbild stimmig abzugleichen. Hier würde es helfen, lebensnahe und praktische Erfahrungen in den Schulunterricht zu integrieren. Neben dem Informations- und Erfahrungsanteil könnten die Teilnehmenden am Projekt so prüfen, ob ein Beruf eventuell zu ihnen passen könnte.

„So ein Ansatz leistet, meiner Überzeugung nach, einen Beitrag zu einer Mischung von Komponenten für eine erfolgreiche Berufswahl“, so Mauritz.
Die vier Schulleitungen der Stadt sprechen sich deutlich für eine Weiterführung im neuen Schuljahr aus. „Wir sind zur Zeit in der Vorplanung für die Zeit ab August“, bestätigt O´Reilly. „Es ist unser Ziel weiterhin junge Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen und mehr gesellschaftliche Lebensrealität in den Klassenraum zu bringen.“